
Seit dem letzten Kapitel sind schon wieder einige Tage vergangen. Doch heute hat das Warten ein Ende. Kapitel 4 ist endlich da. Selbstverständlich gibt es auch heute Abend wieder ein gewinnspiel auf meiner Facebook Seite.
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Winter im Tausendlichterwald
von Julia Freyer
Kapitel 4
Piff schlief, und einsam wachte Ānma über sie. Es war eine stille Nacht. Die Stille wurde nur gelegentlich von Piffs Schnarchen durchbrochen. Ansonsten war alles ruhig. Ānma rührte sich keinen Millimeter und starrte zwischen die dunklen Bäume. Sie spürte Piffs warmen Körper durch ihren dicken Pelz, fühlte wie sie atmete und hörte ihren Herzschlag. War ihre Begegnung Schicksal gewesen? Sollte all das so passieren? Oder war es einfach nur Piffs Tollpatschigkeit, die sie zufällig zu weit in den Wald getragen hatte? Ānma wollte gerne an ersteres glauben. Doch das würde sich erst herausstellen, wenn sie Piff zum Herzbaum brachte. Dort würde sich ihrer aller Zukunft entscheiden.
Piff wurde davon wach, dass sie etwas an der Nasenspitze kitzelte. Sie musste kräftig niesen.
»Guten Morgen«, ertönte eine tiefe Stimme. Piff riss die Augen auf und den Kopf empor. Verwirrt blickte sie auf den verschneiten Waldboden und schließlich auf Ānmas zotteligen Pelz. Alle Erinnerungen des letzten Tages prasselten wie wild auf sie ein.
»Ich dachte, das habe ich nur geträumt«, flüsterte Piff und rieb sich die Augen.
»Wir sollten aufbrechen«, antwortete Ānma und erhob sich von dem Baumstamm, auf dem sie die ganze Nacht gesessen hatten, und schüttelte sein Fell aus.
»Ja, natürlich.«
Piff streckte ihre Glieder und wuschelte sich durch die zerzausten Haare. Neben ihr stand der Korb mit den leuchtenden Kristallkugeln.
»Die muss ich auf dem Rückweg noch aufhängen«, erklärte Piff und schulterte den Korb. Ānma nickte nur.
»Dort geht es entlang«, sagte es und wies zwischen die Bäume. Piff wäre nie im Leben auf die Idee gekommen, dass sich der Herzbaum in dieser Richtung befinden könnte. Der Tausendlichterwald war viel zu groß, um jedes Fleckchen zu kennen.
Ānma ging voran, und Piff folgte ihm. Gelegentlich blieb sie stehen, um eine Lichtkugel aufzuhängen oder an einem Zapfen zu knabbern. Die letzte Mahlzeit war schon viel zu lange her. Sie sehnte sich nach ihrer wohlig warmen Höhle, einem heißen Kräutertee und einer großen Schüssel Käfer und Beeren. Vielleicht sollte sie Ānma zum Dank auf einen Tee zu sich einladen. Aber dann fiel ihr ein, dass die Eulenkatze viel zu groß für ihre Höhle war. Sie würde nicht einmal durch den Eingang passen. Nun ja, sie könnten den Tee auch auf einer Wurzel vor ihrer Höhle trinken. Vielleicht fand sie noch ein paar Nadelplätzchen, die sie dazu servieren konnte.

»Möchtest du beim Winterfest mitfeiern?«, fragte Piff unvermittelt. Dieser Gedanke war ihr gerade gekommen. Wieso sollte Ānma alleine im dunklen Wald herum streifen, anstatt mit allen anderen Bewohnern zusammen zu feiern?
Ānma blieb so abrupt stehen, dass Piff von hinten gegen es prallte. Sie taumelte verwundert zurück und rieb sich die Nase.
»Was ist los? Haben wir uns verlaufen?«, fragte sie.
»Nein«, brummte Ānma und stapfte weiter.
»Also? Bleibst du zum Fest?«
»Ich glaube nicht, dass das so eine gute Idee ist«, erwiderte Ānma.
»Wieso nicht? Magst du keine Partys?« »Ich mag keine Elfen Partys«, antwortete Ānma. Piff runzelte die Stirn. Was konnte man daran nicht mögen? Es gab wundervolles Essen – und zwar reichlich davon -, schöne Musik und es wurde unter dem hellen Mond getanzt.
»Was magst du eigentlich so an dieser Galandra?«, fragte Ānma wie aus dem Nichts. Piff lief auf der Stelle rot an. Doch zum Glück konnte das gerade niemand sehen.
»Ähm, wieso fragst du?«, druckste Piff herum und zwirbelte mit dem Finger eine Haarsträhne auf.
»Sind nicht alle Elfen gleich?«, knurrte Ānma, »Schön, steif und oberflächlich?«
Piff schüttelte energisch den Kopf.
»Aber nein, das stimmt überhaupt nicht«, verteidigte sie ihre Angebetete, »Erstens sind nicht alle Elfen so, und zweitens ist Galandra ganz anders.«
Ānma brummte. Sie schien diese Meinung nicht zu teilen.
»Galandra ist die wunderschönste Elfe im ganzen Tausendlichterwald«, begann Piff zu schwärmen, »ihre Haare glitzern wie frisch gefallener Schnee auf den Blättern des Herzbaumes. Ihre Augen funkeln mit den Sternen um die Wette. Es ist als bestünden sie aus flüssigem Gold. Und wenn sie spricht, dann kommt es mir vor, als würden tausende kleiner Glöckchen ein Lied für mich spielen. Ihre Haut ist so samtig weich. Ganz anders als meine rauen Hände, die immer in der Erde graben. Sie ist einfach das wunderbarste Geschöpf im ganzen Tausendlichterwald, und bestimmt auch darüber hinaus, was auch immer dahinter liegen mag.« Piff seufzte und starrte gedankenverloren in die Bäume hoch. Vor lauter Träumereien war sie stehen geblieben. Ānma bemerkte das und hielt ebenfalls an. Mit stechendem Blick drehte es sich zu dem Kobold um.
»Sie ist also eine perfekte Elfe?«, hakte es nach.
»Nein«, säuselte Piff, »sie ist die perfekteste Elfe von allen.«
Ānma räusperte sich geräuschvoll, und riss Piff somit in die Wirklichkeit zurück. Verlegen senkte sie den Blick.
»Galandra ist deinen Worten nach sehr hübsch, das mag sein«, überlegte Ānma, »aber was ist mit ihrem Inneren? Mit ihrem Herzen? Ist das auch so rein wie ihr Aussehen?«
Piff runzelte verwundert die Stirn. Was sollte das denn heißen? Natürlich war Galandra von innen genauso schön wie von außen. Sie besaß mit Sicherheit die reinste Seele im ganzen Tausendlichterwald.
Piff verschränkte empört die Arme vor der Brust.
»Sie ist ein wunderbares Geschöpf. In jeglicher Hinsicht.«
Ānma sah sie zweifelnd an. Dann zuckte sie die Schultern, setzte ihren Weg fort und sagte beiläufig: »Ich hoffe, dass sich deine Wünsche bewahrheiten.«
Pff. Was sollte das nun wieder heißen? Ānma kannte Galandra doch gar nicht. Wie sollte es da über die Elfe urteilen können?
Schweigend setzten sie ihren Weg zur Lichtung des Herzbaumes fort. Mit jedem Schritt kamen sie ihrem Ziel näher. Die Bäume begannen sich zu lichten, und allmählich erkannte Piff auch einen richtigen Weg, auf dem sie gingen. Ānma war nach ihrem Gespräch verstummt. Schweigsam ging sie voran. Piff dachte über das nach, was es zu ihr gesagt hatte. Galandra war in der Tat die schönste Elfe im ganzen Tausendlichterwald, aber genauer kannte sie sie auch nicht. Gestern war das erste Mal gewesen, dass sie mit ihr gesprochen hatte. Bisher hatte sie die Elfe nur von weitem beobachtet. Piff zuckte mit den Schultern. Sie war sich sicher, dass jemand, der so schön war, unmöglich ein schlechtes Wesen haben konnte.
»Wir sind da.« Nach langer Zeit ertönte endlich wieder Ānmas Stimme. Piff schaute sich um und entdeckte die ersten Baumhäuser der Elfen. Sie beschleunigte ihren Schritt, um neben Ānma zu gehen. Bestimmt hatten sich die anderen, und allen voran Galandra, Sorgen um sie gemacht. Schließlich war sie eine ganze Nacht fort gewesen und nicht mehr vom Lichter aufhängen zurückgekommen. Vielleicht hatten sie sogar nach ihr suchen lassen. Piff warf einen Blick über die Schulter in den Korb. Er war leer. Sie hatte ihren Auftrag erfüllt und alle Lichter aufgehängt. Bestimmt würde sich Galandra freuen, dass sie wieder da war. Piff streckte die Brust raus und trat selbstbewusst auf die Lichtung. Ānma war dicht hinter ihr.
»Ich bin wieder da«, rief Piff voller Eifer, als sie die Elfen am Fuße des Tausendlichterbaumes sah. Alle Köpfe drehten sich verwundert zu ihr um. Erst schauten sie alle verständnislos an, doch dann weiteten sich ihre Augen. Ihre Gesichter verzogen sich angstvoll, und sie sprangen eilig auf die Füße. Piff stutzte.
»Mir geht es gut. Ich hatte mich nur im Wald verlaufen. Aber ich habe alle Lichter aufgehängt und bin jetzt wieder da, um zu helfen«, sagte sie mit fester Stimme und suchte Galandras Gesicht, die sich hinter ihre gehässige Mutter zurückgezogen hatte. Was war denn nur los, wunderte sich Piff. Hatte sie etwas Falsches gesagt?
»Das Monster!«, schrie ein Elf plötzlich panisch und deutete mit dem Finger geradewegs auf Ānma.
Kapitel Nummer 5 folgt am 23. Dezember…
Oh je die haben große Angst vorAenma. Ich freue mich auf das nächste Stueck Geschichte