Autorin

Adventskalender 2023 – 2

Heute folgt das nächste Kapitel meiner Türchengeschichte. Auf meiner Facebook Seite wird es auch heute Abend wieder ein kleines Gewinnspiel, im Zuge des gemeinschaftlichen Adventskalenders von verschiedenen Bloggerinnen und Autorinnen, geben.

https://www.facebook.com/JuliaFreyerAutorin

meine facebook seite zwecks Gewinnspiel

Winter im Tausendlichterwald

von Julia Freyer

Kapitel 2

Alle Jahre wieder wurde die Lichtung des Herzbaumes und der umliegende Tausendlichterwald für das Winterfest geschmückt. Und dieses Jahr war Piff endlich mit von der Partie. Es war zwar etwas anders abgelaufen, als sie sich das vorgestellt hatte, aber immerhin hatte sie ihr erstes Ziel erreicht: den Elfen, und allen voran Galandra, zu helfen.

Eigentlich hatte sie ganz entspannt auf die Lichtung schlendern wollen. Piff hatte sich ausgemalt, dass sie beobachten würde, wie Galandra Hilfe benötigte, und sie als Erste an ihre Seite eilen würde. Vollkommen selbstlos wäre sie ihr zur Seite gestanden, und Galandra hätte sie endlich bemerkt, und erkannt, was für ein wundervoller Kobold sie doch war.

»Ach ja«, seufzte Piff und griff nach der nächsten Kristallkugel, die über den verschneiten Boden verteilt waren. Es hätte so romantisch werden können, und war so peinlich ausgegangen. Piff holte tief Luft. Angestrengt krabbelte sie über den Schnee und kniff die Augen suchend zusammen. Diese kleinen Kugeln waren aber wirklich zu schlecht zu erkennen. Sie wusste nicht einmal wie viele dort verstreut lagen. Aber sie würde sich die größte Mühe geben, ihren Fehler wieder gutzumachen.

Piff kam es wie eine halbe Ewigkeit vor, bis der Korb endlich voll war. Sie konnte nicht mit Gewissheit sagen, ob sie alle Kugeln gefunden hatte, aber es passte keine einzige mehr in den Korb. Zuversichtlich stand sie auf und trug den schweren Korb über die Lichtung zu einem kleinen Zelt, in dem sich Galandra und ihre Mutter unterhielten.

»Ich bin fertig«, sagte Piff selbstsicher und stellte den Korb auf den Tisch, der ihr gerade bis zum Mund reichte.

Die gehässige Elfe rümpfte die Nase.

»Bist du dir auch ganz sicher, dass du jede einzelne, noch so kleine Kristallkugel, die du selbst zu Boden gestoßen hattest, aufgesammelt hast? Kobold.«

Piff schluckte und kratzte sich verlegen am Ohr.

»Ich… ich denke schon. Ich habe keine mehr gesehen, und der Korb… der Korb ist voll«, stotterte sie.

»Ist das so?«, erwiderte die alte Elfe.

»Das hast du wunderbar gemacht, Kobold, danke«, griff Galandra ein und schenkte Piff ein bezauberndes Lächeln. Piffs Knie wurden ganz weich und begannen zu zittern.

»Mein Name ist Piff«, antwortete sie zaghaft.

»Piff?« Die Alte rümpfte angewidert die Nase.

Piff nickte eifrig.

»Kann ich euch noch mehr helfen?«

»Ich denke, du hast genug Unheil…«, setzte die Alte an, aber ihre Tochter unterbrach sie: »Das wäre sehr lieb von dir. Bringe diese Kugeln doch zum Verzaubern. Dort gibt man dir eine neue Aufgabe.«

Piff nickte eifrig, griff den Korb und drehte sich schwungvoll um.

»Warum hat der Kobold nur so dicke Backen?«, lästerte die Alte und zog die Nase kraus.

»Und was hat sie mit ihren Haaren angestellt? Beziehungsweise nicht angestellt?«, antwortete Galandra und kicherte albern. Zum Glück war Piff schon außer Hörweite, sonst wäre ihr Herz auf der Stelle in tausend Teile zersprungen.

Piff arbeitete den ganze Vormittag fleißig an den Vorbereitungen für das Fest. Sie lief ununterbrochen hierhin und dorthin. Sie erledigte Botengänge, reichte Baumschmuck an, fegte Schnee von Bänken – immer wieder -, brachte Dinge von A nach B, und dann wieder zurück nach A, weil sie an B nicht gut aussahen. Für keine noch so kleine Aufgabe war sie sich zu schade. Piff erledigte alles, was man ihr auftrug, mit Engelsgeduld und höchster Konzentration.

Nachdem sie mittags ein paar Wurzeln geknabbert hatte, ging sie zaghaft zurück auf die Lichtung. Galandra und ein paar andere Elfen füllten die kleinen Kristallkugeln mit magischem Licht und legten sie behutsam in große Körbe.

»Heißt es deswegen Tausendlichterwald?«, fragte Piff und schaute ehrfürchtig auf die unzähligen magischen Lichter.

Die Elfen warfen ihr irritierte Blicke zu.

»Das weißt du nicht?«, fragte Galandra.

Ein anderer murmelte: »Dummes Pack«, aber Piff war zu fokussiert auf Galandra, um zu hören, was er sagte.

Sie schüttelte nur energisch den Kopf, wobei ihre Haare wie wild um ihr Gesicht tanzten.

»Vor einigen Jahren noch hatte der Wald seine eigenen Lichter. Sie strahlten vom Herzbaum aus und erfüllten auch den letzten Winkel des Tausendlichterwaldes mit Wärme«, begann Galandra zu erzählen, und Piff hing an ihren Lippen.

©Julia Freyer

»Sie sahen so aus wie unsere Lichtkugeln. Nur, dass sie von alleine in den Bäumen schwebten und wir sie nicht aufhängen mussten.«

Galandra legte Piff eine der Kristallkugeln ohne Licht in die offene Hand. Dann berührte sie die Kugel mit ihrem Finger und sandte einen winzigen Funken Magie in ihr Inneres. Das Licht leuchtete strahlend hell und warm in Piffs Hand.

»Wow«, hauchte sie.

»Doch eines Tages begannen die Lichter zu erlöschen. Es begann ganz draußen, am Rande des Waldes. Erst ging ein Licht aus, dann zwei, dann vier und plötzlich hunderte auf einmal«, Galandra schauderte, »im Wald wurde es immer dunkler. Irgendwann erreichte es auch die Lichtung. Ich kann mich noch erinnern, als am Herzbaum nur noch ein Licht glühte und schließlich verglühte. Die Lichter waren verschwunden und kamen auch nicht wieder.«

»Mit diesem Tag, so sagen die Ältesten, erschien eine dunkle Magie im Wald. Ein Monster, das die Seele des Waldes vergiftet hat. Ein abscheuliches, hässliches Monster, das sich bei uns eingeschlichen hat. Es ernährt sich von Dunkelheit und kann nur mit Licht und Wärme bekämpft werden.«

Um Piff herum war es still geworden. Alle lauschten Galandras Erzählung.

»Seitdem entzünden wir zum Winterfest diese magischen Lichter auf der Lichtung und um sie herum. Wir vermögen es nicht, den ganzen Wald zu erhellen, und auch immer nur für wenige Tage, aber immerhin bringen wir die Schönheit von damals für das Winterfest in den Wald zurück.«

Galandra holte tief Luft, hielt für einige Sekunden inne und schließlich fuhren alle Elfen wieder mit ihrer Arbeit fort.

»Und das Monster?«, fragte Piff mit zitternder Stimme.

Galandra lachte glockenhell: »Das ist doch nur eine Gruselgeschichte, die man unartigen Kindern zum Einschlafen erzählt.«

Piff nickte und wischte sich unbemerkt eine Träne aus dem Auge.

»Kann ich euch dabei irgendwie helfen?« Piff deutete auf die Kugeln.

»Hast du Lichtmagie?«, fragte ein männlicher Elf mit spöttischem Unterton.

Piff schüttelte den Kopf. Natürlich nicht, sie war ja nur ein Kobold.

»Wenn du uns mit den Lichtern helfen willst, kannst du dir einen Korb nehmen und sie aufhängen«, schlug Galandra vor.

Piff nickte voller Tatendrang. Sie war bereit alles zu tun, um bei der Elfe einen guten Eindruck zu hinterlassen.

Man hatte Piff einen großen Korb auf den Rücken geschnallt und ihr gesagt, in welche Richtung sie in den Wald laufen sollte. »Lass dich nicht von dem Monster fangen«, hatte ihr ein Elf scherzhaft hinterhergerufen. Piff hatte es mit einem Lächeln abgetan, aber ein wenig fürchtete sie sich schon. Wieso konnten die Lichter nicht einfach so erloschen sein? Wieso musste es auch noch ein Monster geben?

Die Last war schwer und Piff wollte alles richtig machen, also pfiff sie vergnügt ein Lied und stapfte über den weichen Waldboden. Sie hüpfte über Wurzeln und knabberte an einem Stück Rinde. Dabei dachte sie über ihre Begegnungen mit Galandra nach und bemerkte nicht, dass sie sich viel weiter von der Lichtung entfernte, als sie eigentlich sollte. Sie ging weiter und weiter. Langsam standen die Bäume dichter und es wurde dunkler unter dem immergrünen Blätterdach. Aber noch fiel es Piff nicht auf. Sie stellte den Korb auf den Boden und begann die ersten Kristallkugeln in die Bäume zu hängen. Die magischen Lichter tanzten um sie herum und erleuchteten ihr strahlendes Gesicht. Nach dem großen Missgeschick in der Früh, hätte Piff niemals gedacht, dass sich der Tag noch so wunderbar entwickeln würde.

Piff tanzte umher, hängte die Lichter auf und bemerkte nicht, wie es immer wieder in der Ferne und schließlich in der Nähe raschelte. Etwas kratzte an der Rinde eines Baumes. Ein Schatten huschte zwischen den Bäumen umher. Im Dunklen glühten zwei Punkte auf, aber es waren nicht die magischen Lichter. Langsam näherte sich etwas. Aber Piff schmückte unbeirrt weiter, während die Äste zitterten, und es ganz leise wurde.

©Julia Freyer

Ein Ast knackte. Da blieb Piff verwirrt stehen und sah sich um. Wo war nur der Weg hin, den ihr die Elfe angewiesen hatten? Hektisch drehte sie den Kopf in alle Richtungen. Dort waren zwar ihre Lichter, aber dort ging es nicht zur Lichtung. Wieso hatte sie mit dem Aufhängen der Lichter nicht schon zu Beginn ihres Weges angefangen? Dann könnte sie ganz entspannt ihrer eigenen Lichtspur folgen. Spur! Sie sah sich um, doch im Dämmerlicht konnte sie ihre Fußabdrücke im Schnee nur schwer erkennen.

»Oh nein«, flüsterte Piff. Jetzt bemerkte sie auch, dass es immer dunkler wurde. Sie biss sich auf die Unterlippe und drängte sich ganz nah zwischen einen Baumstamm und den Lichterkorb. Dunkelheit bedeutete, dass das Monster in der Nähe war.

Piff griff nach mehreren Lichtern und umschloss diese fest mit den Fingern. Sie spürte ihre Wärme auf der Haut und dachte mit aller Kraft an den Herzbaum und ihre wohlige Koboldhöhle.

»Zum Glück habe ich die Lichter.«

Dann knackte es ganz dicht an ihrem Ohr.

»Hast du dich verlaufen?«

Kapitel Nummer 3 folgt am 13. Dezember 2023…

1 Kommentar

  1. Alexandra Kremhoff

    Oh das macht extrem neugierig. Ich bin wie es weiter geht

Schreibe einen Kommentar zu Alexandra Kremhoff Antwort abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

© 2025 Julia Freyer

Theme von Anders NorénHoch ↑